Grenzen sich Systeme nicht vollständig ab, sondern betreiben sie Austausch mit ihrer Umwelt, so spricht man von offenen Systemen. Entscheidend ist nun, dass diese Umwelt selbst nicht stillsteht, sondern sich weiterentwickelt. Systeme - und eben auch Verwaltungen - können darauf in zweifacher Art und Weise reagieren:

Sie schotten sich möglichst stark von ihrer Umwelt ab. Diese Variante kann auch als „Igeltaktik“ bezeichnet werden, da dieser Vertreter der Tierwelt sich bei äußeren Gefahren einrollt und dem Gegner die wenig gastfreundlichen Stacheln zeigt. Die Igeltaktik funktioniert nur bis zu einem bestimmten Maß. Konnte der Igel lange seine natürlichen Feinde auf diese Art abwehren, gelang dies bei Autos leider nicht mehr. Die Umwelt des Igels hat sich zu stark und im Verhältnis zu den Möglichkeiten der natürlichen Evolution zu schnell gewandelt.

Dauerhaften „Schutz“ bietet somit eher proaktiver Wandel als die Verteidigung von „Schutzwällen“. Wenn Unternehmen auf die Igeltaktik nicht zurückgreifen können, so müssen sie sich als System der geänderten Umwelt notwendigerweise anpassen. Anpassung bedeutet hier, dass die Ordnung des Systems, also die Aufbau- und Ablauforganisation, in irgendeiner Form gewandelt werden muss, um das erfolgreiche Überleben sicherzustellen. Grundsätzlich tendieren soziale Systeme dazu, so viel Komplexität zuzulassen, wie es notwendig ist, um angesichts ihrer Umwelt fortzubestehen. Das heißt, dass man einen Kompromiss aus Wandlungsfähigkeit zur Verhinderung eines selbstzerstörerischen Chaos suchen muss. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass auch ein Stadtrat, um langfristig erfolgreich überleben zu können, Anpassungsleistungen an seine Umwelt vornehmen muss, da eine „Igeltaktik“ auf Dauer keinen Erfolg verspricht.

Mit der "Igeltaktik" wird gern versucht, den Status Quo zu legitimieren, anstatt beherzt an aufgezeigte Probleme heranzugehen. Eine besondere Variante ist die "Stinktier-Igeltaktik", bei der erst Halbwahrheiten ausgesprüht werden, um sich anschließend in Arbeitsgruppen einzubunkern.

Besonders auffällig ist die "Igelstellung" bei Ochsen. Fühlen sich Moschusochsen bedroht, so nehmen sie „Igelstellung“ ein, d.h. sie bilden einen Verteidigungsring. Den Außenkreis bilden erwachsene Bullen, Kühe und jüngere Bullen. Diese Igelstellung hat die Moschusochsen besonders bekannt gemacht.